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Vietnam – potenzieller Lieferant für Medizintechnikhersteller?

Aktualisiert: 8. Feb.

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf ein Land, das hervorragendes Potenzial als Beschaffungsland bietet – Vietnam. Finden Sie heraus, was Vietnam so besonders macht und warum wir glauben, dass das Land großes Potenzial für Medizintechnikhersteller bietet.


Vietnam – Ein Beschaffungsland für Medizintechnikhersteller?

Die strategische Entscheidung, wo Sie Materialien für die Herstellung Ihrer Medizinprodukte einkaufen sollen, wird zunehmend schwieriger.


Der Handelskrieg zwischen USA und China, Spannungen zwischen China und Taiwan, der russische Angriff auf die Ukraine, politische Unsicherheiten, Klimawandel, Materialknappheit, Transportsicherheit – es gibt viele Faktoren zu beachten.


Zusätzlich zu diesen externen Faktoren sollte das Beschaffungsland auch mit den unternehmerischen Zielen und Werten, Effizienz und Skaleneffekten einhergehen.


Ach ja – und Lieferanten müssen der Medizinprodukteverordnung entsprechen.


Der Rattenschwanz an Anforderungen wird tendenziell immer länger. Hier eine passende Lösung zu finden, erfordert einiges an Recherche und vorausschauender Planung.


Wir haben uns ein Land angesehen, das vielversprechende Voraussetzungen als Beschaffungsland für die Medizintechnik mit sich bringt.


Vietnam, von der Financial Times als „eines der sieben Wirtschaftswunder“ bezeichnet, ist einer der dynamischsten Märkte Südostasiens [1]. So verzeichnet das Land ein BIP-Wachstum von 8.02 % im Jahr 2022 – das stärkste Wachstum seit 10 Jahren [2].


Was Vietnam so besonders macht, haben wir kurz und kompakt zusammengefasst.


1. Sie finden ein pro-internationales Geschäftsumfeld vor


Die vietnamesische Regierung wird seit dem Ende des Vietnamkrieges von der Kommunistischen Partei dominiert. Seit Mitte der 1980er Jahre bemüht sich die Partei um die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft des Landes und lockt damit zusehends ausländische Investoren an. So sind hier seit Jahren große Hersteller von Textilien & Schuhen (z.B. Nike), Rundfunkequipment und Elektronik (z.B. Samsung, Apple, Intel) angesiedelt.


Die vietnamesische Regierung unternahm einige Vorkehrungen für die Attraktivität des Standorts, u.a. Ausbau der Infrastruktur, gutes Bildungssystem (hohe Alphabetisierungsrate [3]) und viele internationale Handelsabkommen, die den Handel mit anderen Ländern deutlich begünstigen.


Für Unternehmen in der EU bietet vor allem das Freihandelsabkommen zwischen Vietnam und der Europäischen Union (EVFTA) viele Vorteile und große Chancen.


Das Abkommen, das 2020 in Kraft getreten ist, sorgt dafür, dass etwa 99 % der Zölle zwischen der EU und Vietnam bis 2030 abgeschafft werden. Abgesehen davon werden neben Zöllen auch weitere Barrieren, wie z.B. technische Handelshemmnisse abgebaut. Vietnam hat zugestimmt, internationale Normen anzuwenden, um für mehr Transparenz zu sorgen und so unnötige Kosten zu vermeiden. Zusätzlich zu dieser enormen Erleichterung für den Handel enthält EVFTA auch Einigungen über den Schutz von geistigem Eigentum, nachhaltige Entwicklung, dem Klimawandel und dem Schutz von Arbeitsrechten. [4]


Außerdem ist Vietnam Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO), dessen Ziel die Liberalisierung des internationalen Handels ist, sowie der Vereinigung südostasiatischer Länder (ASEAN), die politische, soziale und wirtschaftliche Zusammenarbeit von insgesamt 10 asiatischen Ländern forciert.


2. Niedrige Lohnkosten & gut ausgebildetes Personal


Neben all den Faktoren, die es zu beachten gilt, spielen Kosten wohl nach wie vor die ausschlaggebende Rolle bei der Beschaffung von Materialien und Komponenten.


Was unserer Meinung nach allerdings wichtiger als der Preis ist – die Qualität. Es geht schließlich um die Herstellung medizinischer Geräte. Zudem müssen Ihre Lieferanten auch die Anforderungen der MDR 2017/745 erfüllen.


Hier bieten vietnamesische Lieferanten großes Potenzial. Das Land vereint niedrige Arbeitskosten mit qualifiziertem, gut ausgebildetem Personal.


Vietnam hat im Vergleich zu anderen südostasiatischen Ländern relativ niedrige Arbeitskosten. Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hatte Vietnam im Jahr 2020 sogar den niedrigsten Stundenlohn im verarbeitenden Gewerbe unter den südostasiatischen Ländern. [5]


In Puncto Kosten ist Vietnam wohl kaum zu schlagen.


Zudem verfügt das Land auch über einen großen Pool an qualifizierten Arbeitskräften in Bereichen wie Maschinenbau, Mechanik und Elektronik, die alle für die Medizinprodukteindustrie relevant sind. [6]


3. Vietnam als attraktive Alternative zu China


China ist nach wie vor ein wichtiger Handelspartner für die EU, auch im Bereich Medizinprodukte [7].


Aufgrund der zunehmenden Unsicherheiten bzgl. China (Handelskrieg mit den USA, der lang andauernden Null-Covid-Politik oder Chinas Plan „Made in China 2025“) verfolgen bereits viele Unternehmen die „China plus one“-Strategie. Das bedeutet, dass Unternehmen zusätzliche Lieferanten oder Produktionsstandorte in anderen Ländern aufbauen, um die Abhängigkeit Chinas zu reduzieren [1].


Vietnam ist aufgrund der physischen Nähe zu China, der guten Infrastruktur, Kostenvorteilen* und einem positiven, international ausgerichtetem Geschäftsumfeld eine attraktive Alternative als Beschaffungsland.


*der durchschnittliche Fertigungslohn in Vietnam beträgt etwa USD 327 pro Monat (Daten von 2022) – in China liegt dieser etwa bei USD 1.137 pro Monat (Daten von 2021) [8].


Fazit: Vietnam als potenzieller Lieferant für Medizintechnikhersteller


Wie in unserem Blog-Post „Strategien für eine resiliente Lieferkette“ bereits erwähnt, ist es ratsam, nach alternativen Lieferanten zu suchen, um die Abhängigkeit von nur einem Lieferanten oder geografischen Gebiet zu minimieren.


Vietnam ist ein Land, das sich aufgrund seiner Offenheit für internationalen Handel, zahlreichen Handelsabkommen, qualifiziertem Personal und wettbewerbsfähigen Kosten als Quelle für Komponenten zur Herstellung medizinischer Geräte hervorragend eignet.


Unser Geschäftsführer Simon Föger hat bereits einige Lieferanten für unsere Kunden auditiert, wonach wir aus Erfahrung sagen können, dass Lieferanten in Vietnam für die Medizintechnik großes Potential haben.


Sind Sie derzeit auf der Suche nach Materialien und Komponenten für die Herstellung medizinischer Produkte?


Profitieren Sie von einem exklusiven Netzwerk an MDR-konformen Lieferanten, um schnell und unkompliziert den richtigen Partner für Ihre Anforderungen zu finden. Kontaktieren Sie uns unter office@sifo-medical.com.


Sophia Hurmann | SIFo Medical





Autorin: Sophia Hurmann


References

[1] K. Vu, „Reuters,“ 29 December 2022. [Online]. Available: https://www.reuters.com/markets/asia/vietnam-2022-gdp-growth-quickens-802-vs-258-expansion-2021-2022-12-29/. [Zugriff am 11 Januar 2023].


[2] I. Hallak, „EPRS | European Parliamentary Research Service,“ Member's Research Service , October 2020. [Online]. Available: https://www.europarl.europa.eu/RegData/etudes/BRIE/2020/649387/EPRS_BRI(2020)649387_EN.pdf . [Zugriff Januar 2023].


[3]

W. Bank, „Literacy rate, adult total (% of people ages 15 and above) - Vietnam,“ UNESCO Institute for Statistics (UIS), 2019. [Online]. Available: https://data.worldbank.org/indicator/SE.ADT.LITR.ZS?locations=VN. [Zugriff Januar 2023].


[4] „Trading Economies, Wages in Manufacturing | Asia,“ 2022. [Online]. Available: https://tradingeconomics.com/country-list/wages-in-manufacturing?continent=asia. [Zugriff am 12. Januar 2023].


[5] „Freihandelsabkommen zwischen der EU und Vietnam,“ Europäische Union, [Online]. Available: https://trade.ec.europa.eu/access-to-markets/de/content/freihandelsabkommen-zwischen-der-eu-und-vietnam. [Zugriff am 11. Januar 2023].


[6] „Human Capital in Vietnam: A Critical Resource for Business,“ European Chamber of Commerce in Vietnam, 2019. [Online]. Available: https://www.eurochamvn.org/publication/human-capital-vietnam-critical-resource-business/. [Zugriff Januar 2023].


[7] R. Sharma, „The seven economic wonders of a worried world,“ Financial Times, 26 September 2022. [Online]. Available: https://www.ft.com/content/0c84da4b-ccab-489f-aa7e-6039dd3ff6f9. [Zugriff am 11. Januar 2023].


[8] „Wages in Southeast Asia,“ International Labour Organization , 2020. [Online]. Available: https://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---asia/---ro-bangkok/---ilo-hanoi/documents/publication/wcms_747827.pdf. [Zugriff am 11. Januar 2023].

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